Cyrill aus Luzern ist Schwul. Und ja, wenn man ihn sieht und hört kann man den Eindruck dessen durchaus bestätigt bekommen. Er ist jedoch nicht jemand, der dies explizit und aufdringlich zur Show stellt. Er ist ein junger Luzerner, der an die Fasnacht ging. Dass er sich dabei dezent «dekoriert» ist ja wohl mehr als legitim, in Anbetracht der fünften Jahreszeit umso mehr. Und gerne sage ich dies hier: Er sah damit immer noch besser aus als manch eine ungeschminkte Alkoholleiche, die am Strassenrand herumgammelte 🙂
Und da geschieht es. Aus dem Nichts wird er aufs übelste beleidigt, beschimpft und bespuckt. Doch nicht nur, dass er angegriffen wird auf Grund seiner sexuellen Orientierung, nein, keiner der dort Anwesenden hatte die Zivilcourage, sich zumindest nach dem Angriff, ihm anzunehmen.
Wenn auch nicht besonders gut, aber ich kenne Cyrill persönlich und durfte auch bereits einige Worte mit ihm wechseln.
Als ich über Social Media über diesen Vorfall erfahren habe, wusste ich nicht genau, wie ich das einordnen soll. Einerseits ein tiefes Mitgefühl, andererseits grosse Abescheu, wenn nicht gar Hass auf sich Mensch nennende Subjekte.
Ich verstehe und kann nachvollziehen, dass es Leute gibt, welche Abscheu oder gar Ekel gegenüber Mitmenschen empfinden, die auf Grund ihrer Ethnie, Sexualität, körperlicher Deformationen, geistiger Behinderungen, Stimmlage, ihres Kleidungstils oder politischen Gesinnung nicht der erwarteten Norm entsprechen. Auch sei es diesen gegönnt, sich ein persönliches Urteil zu bilden. Und ja, sie dürfen ihre Abneigung auch äussern, da ich geistiger oder gesprochene Zensur nichts abhaben kann.
ABER: Niemand hat das Recht eine andere Person aus einer überlegenen Position heraus anzugreifen. Verbal nicht und schon gar nicht phyisch umd ganz und gar nicht in der Öffentlichkeit.
Mir ist völlg Wurst in welchem Zeitalter oder mit welchem Zeitgeist wir leben. Auch mir widersprechen bestimmte Lebensformen und Formen des Lebens. Gerade in der Schweiz, in der Wohlstand herrscht, in der eine im internationalen Vergleich gut funktionierende Justiz präsent ist, in der Liberalismus und Fortschritt hochgepriesen werden erwarte ich, dass im Mindestens anders lebende Menschen in Ruhe gelassen werden!
Ganz nach dem Motto (Roland Baader): «Das Einzig wahre Menschenrecht ist das Recht in Ruhe gelassen zu werden – von jedem, den man nicht eingeladen hat oder den man nicht willkommen heisst.»
Doch nebst dem aktiven Angriff, so ist meines Erachtens das passive Nichthandeln verwerflicher als die Tat des Täters selbst. Was hat unsere Gesellschaft dahingehend erzogen, dass die Angst um sein eigenes Individuum grösser geworden ist, als der kollektive Gemeinschaftssinn?
Wie Cyrill in seinem Video kann ich nur dazu ermutigen und aufrufen, dass mehr Zivilcourage nicht nur erwünscht, sondern zwingend nötig ist! Dabei geht es nicht um ein Ausüben von Selbstjustiz, sondern das Unterstützen Schwächerer in unserer Gesellschaft in schwierigen oder gar Notsituationen. Zivilcourage braucht, wie es aus dem Wort abgleitet wird -> Mut! – Doch weshalb fehlt dieser Mut? Ist es die Angst, selbst mit dem Lebenstil des Beschützten assoziiert zu werden? Ist es die Angst, physischer Gewalt zu unterliegen? Ist es die Angst, bei seinen Freunden als Weichei zu gelten? — Ich weiss es nicht. Doch weiss ich, dass an dem Punkt, an dem man sich selbst erkennt und eine innere Gelassenheit hat indem der innere Frieden stimmt, diese Ängste völlig unberechtigt sind.
Ich denke, dass dieser Vorfall gut abbildet, dass uns durch die vorherrschende (Welt-)Politik via den Medien eine innere und dauernd anhaltende Unruhe geschaffen und bewirtschaftet wird. Diese Unruhe führt zu Unsicherheit und letztenendes zum Zustand, an welchem man ein Ventil braucht. Ein Ventil dass sich in Richtung eines Cyrills und vielleicht das nächste Mal Dich, geschätzter Leser, entlädt.
||| LEUTE! Habt Mut und lebt angstfrei |||
Wir sind ein Schweizer Volk und müssen zusammenhalten! Und das Volk besteht aus unterschiedlichsten Menschen. Also toleriert einander, steht auch für alle des Volkes ein, denn sie sind ein Teil DEINES Volkes! Ganz im Sinne der Schweizer Eidgenossenschaft: Einer für Alle, alle für Einen!
==> (https://blog.nationalmuseum.ch/2020/04/unus-pro-omnibus-omnes-pro-uno/)
(Für das Video klickt auf «Originalton – Cyrill.cc)
*Anmerkung: Der Text brilliert sicherlich rhetorisch nicht. Aber er kommt auch direkt aus einer Emotion heraus. Somit sei der Inhalt der Rhetorik Vorrang gegeben 😉